CD Rezension - Skrewdriver „The Blackpool Tape 1978“ (2022)

 


Erschienen bei: DIM Records
 
„Das ich das noch erleben darf!“ war mein erster Gedanke, als ich vernahm das ein uraltes Demo Tape von Skrewdriver aufgetaucht ist. 7 Titel, davon 5 Stück unveröffentlicht!
Ich bin ja schon lange kein Sammler mehr im ursprünglichen Sinne, aber DAS Teil gehört natürlich in mein Regal!
42 Jahre war dieses Kleinod vergessen, und mit Genehmigung des letzten noch lebenden Skrewdriver Mitgliedes konnte es DIM Records nunmehr der staunenden Öffentlichkeit präsentieren.
Neben dem auf 1030 Stück limitierten Vinyl, gibt es nun auch eine auf 1000 Stück limitierte CD.
Ob es die Aufnahmen auch noch einmal als Kassette -sprich Tape- gibt, entzieht sich meiner Kenntnis aber bleibt zu hoffen.
Das Diggipack ziert eine Zeitgenössische Aufnahme der Stadt Blackpool auf dem Cover. Auf dem Back Cover gibt es neben den Titeln auch ein Bild von Ian Stuart und seinen Männern von 1977. Dieses Bild befindet sich in der „Tasche/Einschub“ des Diggi noch einmal als Klappposter. Auf der Rückseite des Poster kann man die Geschichte des „Blackpool Tape“ in Englisch und Deutsch nachlesen.
Als besonderes Schmankerl, ist hinter der Lichtscheibe im Diggi das Original Tape abgebildet.
Alles recht schlicht, aber wunderbar abgestimmt. So wie es Ian wohl auch selbst gehandhabt hätte.
Wenn man die CD nun in das Abspielgerät legt, darf man naturgemäß keine „High End“ Produktion bezüglich der Akustik erwarten. Es ist ein verdammtes Demo Tape, welches über 40 Jahre in einem Karton gelegen hat. Es wurde von einfachen Jungs mit einfachen Mitteln aufgenommen. Wir reden hier also nicht von einer vergessenen Aufnahme von den Beatles oder Rolling Stones im teuersten Tonstudio von London, das mit der Besten Zeitgenössischen Tontechnik gearbeitet hat.
Vermutlich lief nur ein Kassetenrecorder mit. Und Tonbänder werden mit der Zeit nun auch nicht besser.
Euer treuer Freund und Erzähler vernahm sogar Stimmen, dass diese Aufnahmen „Unhörbar“ wären. Aber was erwartet ein Käufer dieser CD? Bestimmt keine Party CD, sondern ein Stück Zeit-, Musik-, und Szenegeschichte!
Die Aufnahmen wurden vermutlich so gut es geht restauriert, aber naturgemäß klingt es blechern, mit Höhen und Tiefen, Schwankungen in der Lautstärke und minimalen Aussetzern.
Und wisst ihr was, ihr verwöhnten Szene Gören: Es gefällt mir so, wie es ist. Jeder der selber einmal in einem Ü-Raum gestanden hat, versteht und liebt es. Und wenn es auch noch von Ian Stuart ist, der nun einmal Skrewdriver personifiziert, und man das Glück der früher Geburt hatte Kamerad Ian live und in Farbe zu erleben, ist es eine Zeitreise. Obwohl ich zum Zeitpunkt der Aufnahme, 1978, selber noch ein kleiner Bube war und von der Existenz Ian Stuarts keinen blassen Schimmer hatte.
Neben den hinlänglich bekannten Liedern: „Built Up, Knocked Down“ und „A Case Of Pride“, findet man auch in den anderen Aufnahmen den unverwechselbaren Sound von Skrewdriver wieder.
Schon mit dem ersten Lied auf der Lichtscheibe „You Cant´t Buy Time“ ist man sofort überzeugt: DASS kann nur Ian sein. Ob „Silent Cries“, „Searching“ oder „Waiting Too Long“ man stellt sich vor wie es geklungen hätte, wenn es Ian auf der Bühne performt hätte und DU stehst davor…
Bei dem Lied „Sixteen“ hatte ich sofort das Lied „Striptease“ von den Straßenjungs im Ohr. Dies wird ein Zufall beim Schreiben der Noten gewesen sein, kommt es doch aus der selben Zeit. Es ließ mich schmunzeln. Ich fordere den geneigten Leser hiermit gerne auf die Lieder zu vergleichen, und sicherlich werdet ihr zu dem gleichen Urteil kommen.
Jeder der die Musik von Skrewdriver und Ian Stuart liebt, muss dieses Kleinod besitzen.
Fazit:
Es ist, wie bereits erwähnt, ein Stück Zeitgeschichte. Und es hält die Erinnerung an den einzigen „Star“ der RAC Bewegung am Leben. Ian Stuart war ein Vorbild, Ikone und Aktivist, wie ihn die Szene/Bewegung niemals davor oder danach hatte und der Trotzdem immer normal und kameradschaftlich geblieben ist, im Gegensatz zu vielen anderen Personen nach ihm.